Ich knallte meine Zimmertür zu und ließ mich auf mein Bett fallen. Das konnten sie nicht machen, das war nicht fair. Noch nie war ich in meinem Leben so wütend gewesen. Ich schlug mit meiner Faust auf ein Kissen, es war blau und wolkenförmig. Ich mochte es, denn es war total flauschig, so wie man sich eine Wolke eben vorstellte. Doch im Augenblick musste es für meine Wut und meine Aggressionen herhalten. Während ich weiterhin wild auf das Kissen einschlug schrie und kreischte ich mir meine Seele aus dem Leib. So lange bis ich heißer war und nicht mehr schreien konnte. Das konnten sie nicht tun. Ich bin keine zehn mehr. Am Ende meines Bettes lag ein Buch. Sobald ich es sah nahm ich es und warf es gegen die Wand. Mit einem dumpfen Schlag landete es auf dem Boden. Die vergilbten Seiten waren umgeknickt, der gelbe Einband kaputt. Es war mein Lieblingsbuch. Oft hatte ich, wenn es mir schlecht ging, darin geblättert und mich stundenlang in der Fantasiewelt verloren. Aber jetzt war es mir egal. Meine Eltern hatten mir das verboten, was mir am wichtigsten war, deshalb wurde alles andere Nebensache. Bei dem Gedanken fing ich wieder an zu schreien. Wieso tun sie mir das an? Als mein Hals dann schon höllisch wehtat, erhob ich mich um mein Buch aufzuheben. Als ich aufstand bauschte sich mein weißes Sommerkleid. So sah es wunderschön aus. Ich hatte es damals von Oma zu meinem Geburtstag bekommen. Ich drehte mich vor dem Spiegel. So aufgebauscht war es wirklich hübsch. Während ich mich so drehte festigte sich die Entschlossenheit in meinem Blick. Die Entscheidung war gefallen. Ich machte mich mutigen Schrittes auf den Weg zum Zimmer meiner Eltern. Ich würde es nun klären. Ein für alle Mal.
Nach kurzer Zeit trat ich wieder aus dem Zimmer heraus. Ich hatte es geschafft. Nie wieder würde ich mich mit ihnen streiten. Jetzt war alles gut. Ich blickte an mir herunter. Nichts an mir war anders, außer mein Kleid. Es war nun Rot. Blutrot. Ich legte das Messer zur Seite und lächelte.